Der große Creatinbericht: Ein Blick auf Fakten und Mythen

Einleitung

Im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel gibt es kaum ein Produkt, das so viel Aufmerksamkeit und Kontroversen auf sich zieht wie Creatin. In diesem Artikel werden wir uns mit den Fakten und Mythen rund um Creatin auseinandersetzen, um Klarheit zu schaffen und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Die Anfänge

Die Geschichte von Creatin reicht weit zurück. Bereits im Jahre 1834 entdeckte der französische Chemiker Chevreul diese Substanz in Fleischbrühe. Justus von Liebig bestätigte später ihre Existenz und legte den Grundstein für die Entwicklung von Creatin als Nahrungsergänzungsmittel. Doch was genau ist Creatin und wie wirkt es im Körper?

Was ist Creatin?

Creatin besteht aus den Aminosäuren Arginin, Glycin und Methionin. Es ist natürlicherweise in Lebensmitteln wie rotem Fleisch enthalten und spielt eine entscheidende Rolle im Energiestoffwechsel des Körpers.

Die Wirkung von Creatin

Eine der bekanntesten Wirkungen von Creatin ist seine Fähigkeit, die Kraftwerte zu steigern, indem es die Resynthese von ADP zu ATP unterstützt. Darüber hinaus zeigen Studien, dass Creatin die Wachstumshormonausschüttung erhöhen kann, was besonders für Sportler von Interesse ist.

Die optimale Einnahme von Creatin

Um die Wirksamkeit von Creatin zu maximieren, ist eine richtige Einnahme entscheidend. Studien legen nahe, dass die Kombination mit Alpha-Liponsäure die Creatinaufnahme verbessern kann. Zudem empfiehlt es sich, Creatin mit Maltodextrin und Whey Protein einzunehmen. Die ideale Dosierung liegt zwischen 3-7 g pro Tag, am besten direkt nach dem Training.

Mythen und Wahrheiten

Trotz seiner weitreichenden Vorteile gibt es auch viele Mythen und Missverständnisse über Creatin. Einige behaupten beispielsweise, dass Creatin Nebenwirkungen haben könne oder dass teurere Varianten wie Kre-Alkalyn besser seien. Wir werden diese Behauptungen kritisch hinterfragen und wissenschaftliche Erkenntnisse präsentieren.

 

Die Synthese von Creatin

Creatin, ein natürlicher Bestandteil des Körpers, wird aus den Aminosäuren Arginin, Glycin und Methionin gebildet. Diese Synthese erfolgt durch eine Reaktion zwischen Guanidinacetat und Ornithin, katalysiert durch das Enzym Arginin:Glycin Amidinotransferase (AGAT). Guanidinacetat wird in den Nieren gebildet und gelangt über das Blut in die Leber, wo es durch die GAMT mit der Methylgruppe des Methionins reagiert. Die Synthese wird durch eine negative Rückkopplung durch Creatin reguliert, was bedeutet, dass die exogene Zufuhr von Creatin die endogene Produktion hemmen kann.

Aufnahme und Elimination

Die Aufnahme von Creatin im Darm erfolgt über verschiedene Mechanismen, einschließlich Aminosäure-Transporter, Insulin-vermittelte Aufnahme und parazellulären Weg. Im Muskel erfolgt die Aufnahme über einen NaCl-abhängigen Transporter, der auch für Dopamin, GABA und Taurin zuständig ist. Die Verteilung der Creatintransporter ist muskelfaserspezifisch, wobei Typ 2-Fasern, die für kurze, intensive Belastungen ausgelegt sind, die meisten Rezeptoren aufweisen.

Die regelmäßige exogene Zufuhr von Creatin kann zu einer Downregulation der Creatintransporter führen, was bedeutet, dass weniger Creatin aufgenommen wird. Studien am Menschen haben jedoch gezeigt, dass moderate Dosierungen von Creatin keine signifikante Downregulation verursachen. Die endogene Produktion von Creatin kann durch die Hemmung der AGAT beeinträchtigt werden, ist jedoch reversibel.

Wirkungsmechanismus von Creatin

1. Phosphocreatin und ATP im Energiestoffwechsel: Die Hauptwirkung von Creatin beruht auf Phosphocreatin, das im anaerob-alaktaziden Energiestoffwechsel der Zelle eine entscheidende Rolle spielt. Es fungiert als Energiespeicher, der die Wiederaufstockung von ATP ermöglicht, welches für Muskelkontraktionen benötigt wird. Dadurch erhöht sich die Dauer, während der die Muskulatur auf ATP als Hauptenergieträger zurückgreifen kann, auf ca. 6-10 Sekunden, was längere Kraftspitzen ermöglicht.

2. Direkte und langfristige Wirkungsweise: Die genaue Wirkungsweise von Creatin ist Gegenstand der Forschung. Es gibt unterschiedliche Theorien, die von einer direkten Wirkung auf den Proteinstoffwechsel bis hin zu kurzfristigen Effekten auf die Leistungsfähigkeit reichen. Einige Studien weisen darauf hin, dass Creatin eine direkte Wirkung auf den Proteinstoffwechsel haben könnte, andere widerlegen diese These.

3. Muskelaufbau und Muskelregeneration: Creatin kann die Muskelregeneration und das Muskelwachstum fördern, indem es beispielsweise die Proliferation von Satellitenzellen stimuliert. Diese Stammzellen sind für das Muskelwachstum und die Regeneration verantwortlich.

4. Einfluss auf den Hormonspiegel und die Hirnleistung: Studien haben gezeigt, dass Creatin den Ausstoß von Wachstumshormonen erhöhen und die Hirnleistung verbessern kann. Es gibt Hinweise darauf, dass Creatin auch einen osmolaren Effekt hat, der zu einer Hyperhydration und damit zu einer anabolen Wirkung führen könnte.

5. Interaktion mit Kohlenhydraten und Protein: Die Kombination von Creatin mit Kohlenhydraten und Protein kann die Glykogenspeicherung in der Muskulatur verstärken. Dabei bleibt der Glucoserezeptor (GLUT4) unbeeinflusst, und auch die Insulinsekretion bleibt weitgehend unverändert.

6. Lokale Wirkung und Trainingsrelevanz: Die Wirkung von Creatin ist lokal begrenzt auf diejenigen Muskelpartien, die tatsächlich trainiert werden. Dies gilt sowohl für die Glykogenspeicherung als auch für die Aufnahme von Creatin selbst.

Die Trainingseffekte

Creatin beeinflusst die maximale Spannungsentwicklung (Isotonie) im Muskel signifikant (sprich: höhere Maximalgewichte sind möglich). Die isometrische Kraft wird nicht beeinflusst, nur ein Einfluss auf die isometrische Ausdauer wäre denkbar. Die Prävention von Muskelkater ist durch besagte Substanz nicht möglich.

Creatin lässt vor allem die Typ-II-Fasern wachsen

Eine Studie über das fasertypenspezifische Muskelwachstum unter Creatinsupplementation über einen Zeitraum von 12 Wochen Hanteltraining im Vergleich zu einer Probandengruppe ohne entsprechende Supplementation zeigte folgendes Verteilungsschema des Muskelwachstums (Creatin vs. Non-Creatin): Typ I (35 % vs. 11 %), Typ II-A (36 % vs. 15 %), und Typ II-AB (35 % vs. 6 %). Der Muskelzuwachs betraf demzufolge zu 70 % die Typ-II-Fasern (= schnell kontrahierenden Muskelfasern), was auch unter Berücksichtigung der fasertypischen Creatinrezeptorverteilung zu erwarten war.

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